Mein Cabriolet

    Also. Vor ca. 10 Jahren hatte ich neben meinem Beruf noch eine Menge andere Aufgaben und war ziemlich eingebunden. In der wenigen Freizeit wollte ich dann auch noch ein paar Touren mit dem Motorrad machen. Doris mochte nicht mehr mitfahren und darum hatten wir irgendwie zu wenig Zeit miteinander. Cabriolet schien mir ein geeigneter Kompromiss mit Frischluft und gemeinsamer Ausfahrt an der die Tochter dann auch noch teilnehmen konnte. So kam der Stein allmählich in´s rollen. Aber welches Cabriolet? Da erinnerte ich mich an unsere erste gemeinsame Cabriolet-Ausfahrt im Jahre 1992. Ich hatte 1992 einen guten gebrauchten VW Passat Variant bei Quast in Mölln gekauft und dort dieses rote, schicke Audi-Cabriolet gesehen. Der Verkäufer war so nett (sicher wegen dem Kaufvertrag) uns dieses Cabriolet für einen Nachmittag zu überlassen. War eine tolle Ausfahrt mit Picknick im Rapsfeld. So etwas vergißt man nicht; und auch nicht das Auto. Ich wusste mitlerweile, das Audi ja auch dieses Cabriolet mit TDI-Motor verkauft hatte. Als bekennender Diesel-Fan schien mir das genau das das richtige Cabriolet zu sein: chick und sparsam für 4 Personen. Danach hatte ich dann auch gesucht; aber diese Motorisierung war relativ selten. Den ersten hab ich mit in der Nähe von Osnabrück angeschaut; der war aber von einem "An- und Verkauf" Händler und schlecht im Lack. Den zweiten habe ich mir in Bremen angeschaut und Probe gefahren. Der Motor lief gut und die Technik war O.K. Innenraum, Heckscheibe und ein paar andere Dinge aber nicht. Der Verkäufer hatte über 8000,.€ aufgerufen; mein Preis musste mit einer 7 anfangen. Wir sind uns auch nicht einig geworden. Dieser Verkäufer rief mich später noch einmal an, aber da hatte ich mein Cabriolet bereits. Und das eher zufällig und auch kein Diesel. In meiner Fa. hatte ich mit Heino über mein Vorhaben gesprochen und über ihn hab ich dann auch den Kontakt zu Rolf bekommen der sein Cabriolet verkaufen wollte. Ein Benziner. Ich war skeptisch aber Anschauen kostet ja nichts. Das war im Januar 2007. Auf dem Grundstück von Rolf stand ein Audi Cabriolet 2.3 "wie aus dem Ei gepellt". Traumhafter Zustand. Da war es passiert. Rolf war Verkäufer bei Beckmann in Trittau und hatte seine Autos immer dort Warten lassen. Checkheft gepflegt. Nach einem Hagelschaden komplett neu lackiert und mit neuem Verdeck. Gepflegt hatte er ihn selbst und erzählte mir alles über Teppichpflege, Lederpflege, Öle, Fette, etc. Der Motor hatte einen tollen Klang und ohne zu wissen was ich da eigentlich fahre sind wir gemeinsam zu Doris gefahren um das Cabriolet vorzustellen. Unterwegs gab es noch jede Menge Informationen zum Thema Motortemperatur, Öltemperatur, behutsames warmfahren, Bremsen und Automatik-Schalten in den Ortschaften, u.s.w. Doris fand das Cabriolet auch schick; warum auch nicht. Nach einer kurzen Nacht Bedenkzeit habe ich das Cabriolet dann am nächsten Tag für 5600,-€ gekauft. Dazu gehörte die komplette Dokumentation mit belegten Rechnungen und 4 ABT-Felgen mit Bereifung; man kann auch sagen: so richtig breite Puschen. Die Ummeldung hat Rolf für mich gemacht nachdem vorher noch ein KL-Regler bei Beckmann eingebaut wurde. Dafür hab ich dann noch mal 280,- bezahlt. Ich hatte mich natürlich wegen Steuern und Versicherung schlau gemacht; und die Steuern waren ganz schön happig. Mit dem Kalt-Lauf-Regler kam ich in eine andere Schadstoffklasse und das sah dann für die Kosten schon deutlich besser aus. Am 12.01.2007 war alles perfekt und der Audi stand bei mir auf dem Hof.

     Audi Cabriolet April 2007

    Bei schlechtem Wetter hab ich das Cabriolet nicht gefahren und so hatte ich auch Zeit mich ein bischen intensiver mit dem Drumherum zu beschäftigen. Ich hab mir Literatur mit Prospekten besorgt und originale Werkstadthandbücher mit Mikrofiche zu einem günstigen Kurs. Ich habe beim googeln natürlich auch diese tolle Internetseite www.audicabriolet.de entdeckt wo jede Menge Informationen, Tipps und Tricks zu finden sind. Wirklich klasse und hilfreich. Hier habe ich dann auch eine Zeichnung für die Abmessung und ein Preisangabe gefunden. Jetzt erst habe ich richtig begriffen was für ein "Sahnestück" ich da eigentlich habe. Audi Cabriolet 2.3 mit dem "geilen" 5-Zylinder (NG)Motor, Automatik, Leder, etc. also eine Vollausstattung. Nach Fahrgestellnummer ist diese Cabriolet eines der ersten 1000 Stück die gebaut wurden bis dann später die anderen Motorisierungen dazu kamen.

    Cabriolet-AbmessungenCabriolet Preisliste-1991

    Wenn ich jetzt in 2018 auf 10 Jahre mit diesem Youngtimer zurückblicke möchte ich ihn nicht mehr missen. Chick und Zeitlos und ich bin heilfroh, daß ich in den Zeiten von Diesel-Gate einen Benziner besitze. Allerdings hat man nicht nur Spaß mit solch einem Auto. Es gilt fast jedes Jahr etwas zu reparieren. Als bekennender Motorradfahrer bin ich da vielleicht etwas verwöhnt, aber an meinen Motorrädern war nie so viel zu tun. Na ja, an einem Auto sind ja auch viel mehr Teile dran als an einem Zweirad. Ich habe mal versucht die Reparaturen in Gruppen zusammenzufassen:

    ElektriK: Für mich ein Schwachpunkt bei diesem Cabriolet. Gleich im ersten Frühjahr 2007 brauchte ich eine neue Batterie. War wohl mal dran. Danach ging dann kurze Zeit später der Fensterheber auf der Fahrerseite nicht mehr. Das Relais war es nicht. Das war ein satter Kabelbruch in der Knickstelle der Fahrertür. Da konnte man schon sehr deutlich sehen, daß die Kabelisolierungen alle spröde werden und brechen. Grundsätzlich sind alle Masseleitungen kritisch und mussten überprüft und verbessert werden. Probleme mit dem Anzeige-Instrument gab es auch. Hier habe ich 2012 kalte Lötstellen nachbehandelt und Kontrolllampen ausgetauscht. Spinnen tut die Elektrik auch manchmal. Der Kühlerlüfter-Motor ging eines Nachts unkontrolliert an und wollte den kalten Motor kühlen!? Hier musste ich das Nachlaufrelais erneuern, daß irgendwie einen Quatsch gemacht hat. Bis dahin habe ich mich nur gewundert und repariert. Aber es geht noch viel schlimmer: Im Sommer 2016 hatte sich die Automatik-Antenne bei abgeschlossenem Auto selbständig gemacht. Die Antenne war von alleine ausgefahren und hat sich selbst nicht mehr abgeschaltet. Ich musste die Batterie abklemmen und als ich die Elektrik der Antenne freigelegt hatte bekam ich einen richtigen Schreck. Das ganze Gehäuse der FUBA-Antenne war verschmolzen. Mit anderen Worten: hätte ich diese Fehlfunktion zu spät gesehen hätte mir das Cabriolet abbrennen können. Neue FUBA-Antennen gibt es nicht nicht meht zu kaufen. Ich habe mit Glück eine brauchbare defekte bei ebay gefunden, bei der ich dann die Antriebsritzel, die Schaltrelais und die Schalt-Transistoren erneuern konnte. Die läuft seitdem ohne Probleme. Ich bin nur froh, daß ich ein mechanisches Verdeck habe; sonst hätte ich da auch noch Probleme mit dem Kabelbaum, Motore und Mikroschalter.

    KabelbruchFUBA-Antenne

    Motor: An dem Motor selbst gibt es nichts zu meckern. Der ist sehr gut konstruiert, laufruhig und solide. Trotz seiner 133PS und seiner sportlichen Auslegung kann man den bei guter Wartung und Pflege 400.000 bis 500.000km fahren. Ich habe jetzt 223.000 km auf der Uhr und bin in den 10 Jahren ca. 35.000km gefahren. Etwas problematischer ist hier die Einspritzanlage und die Zündung zusammen mit der Sensorik. Die Zündkerzen müssen öfter mal getauscht werden und auch die Verteilerkappe mit Finger musste mal erneuert werden. Das hilft beim Rundlauf. Bei der KE-Jetronik sieht es schon etwas anders aus. Die habe ich regelrecht studieren müssen um Leerlaufschwankungen und Kaltstartprobleme beheben zu können. Für einen Neuling finde ich das Thema schon sehr anspruchsvoll und komplex. Hier habe ich Staudruck gemessen, Benzinfilter getauscht, Rücklauf gemessen, Nebenluft eleminiert, Kaltstartventil erneuert, Einspritzventile neu abgedichtet und mich sogar mit dem Stauscheibenpoti beschäftigt. Und auch das sogenannte NG-Problem (Motorkennbuchstabe: NG) habe ich lösen können. Wenn die Temperaturmessung mit dem Temperaturfühler (4-polig) nicht funktioniert bekommt das Steuergerät falsche Werte und die Gemischaufbereitung stimmt überhaupt nicht. Dies ist der hauptsächliche Grund für die Kaltstartprobleme gewesen. Des Rätsels Lösung: der Sensor hatte keinen vernünftigen Massekontakt. Und jetzt kommt es. Die Masse holt sich der Fühler normalerweise über den Kühlwasserflansch der wiederum über die beiden Bolzen Massekontakt zum Motorblock herstellen. Bei mir waren die Bolzen oxidiert und den so notwendigen Massekontakt verhindert. Die Teile hab ich sauber aufgearbeitet und nun startet das Cabriolet auch wieder einwandfrei im warmen als auch im kalten Zustand. Im Bild zu sehen der Test mit einem provisorischen Massekabel und das Stauscheibenpoti mit schlechtem Kontakt. An dieser Stelle noch ein Hinweis zu den heutigen Kraftstoffen: E10 tanke ich nicht aber auch der normale Superkrafstoff hat 5% Ethanol. Das hat zur Folge, daß sich dieser Kraftstoff in der Winterpause entmischen kann und sich somit etwas Wasser im Tank aber auch im Mengenteiler wiederfindet. Dieses Wasser kann dann zu Korrosion in diesem Präzisionsbauteil führen. Ich empfehle hier jedem für die letzte Tankfüllung des Jahres den ethanolfreien Kraftstoff von Shell (V-Power) oder Aral (Ultimate) zu nehmen um dieser möglichen Korrosion vorzubeugen.

     TemperaturfühlerStauscheiben-Poti

    LuftmengenmesserNebenluft

    Fahrwerk und Karosserie: Hier gibt es wenig zu sagen. Solange die Fahrwerksbuchsen nicht ausgeschlagen sind gibt es beim Fahrwerk auch keine Probleme. Lediglich die Manschetten der Servo-Lenkung und die beiden hinteren Bremssättel musste ich überholen bzw. erneuern. Ach ja. Den kleinen Supergau hätte ich beinahe vergessen: rechte Antriebswelle vom Automatik-Getriebe war 2016 gebrochen. Da ging garnichts mehr und ich musste mich von meinem Bruder in die Werkstadt schleppen lassen. Bei der Karosserie sind es auch nur ein paar Kleinigkeiten gewesen: Neue Dämpfer für den Verdeckkastendeckel und auch neue gebrauchte Verdeckkastenschlösser sowie ein neues Kofferraumdeckelschloß habe ich eingebaut. Hier gab es Probleme mit den Mikroschaltern (wieder mal Elektrik). Leider ist mir 2013 der Wärmetauscher der Heizung undicht geworden. Das habe ich lieber in der Werkstadt bei Beckmann machen lassen. Ich bin mir sicher das ich dafür 2 Tage gebraucht hätte und mir auch die Finger dabei abgebrochen hätte, weil die komplette Konsole samt Amaturenbrett raus muss. Das war mir die 450,-€ wert und ich hatte auch noch Garantie auf die Teile und den Einbau.

    Weitere Reparaturen will ich nur kurz erwähnen: Wischwasserpumpe mit neuen Düsen, Kühlerschlauch mit Flansch (Kunstoff), noch eine Batterie, Zahnriemen mit Wasserpumpe, neuer Gaszug, Handbremsseile, neues Getriebeöl mit Filter für die Automatik, Verschleißteile wie Bremsscheiben, Beläge, Reifen, Öl- und Filterwechsel, etc...

    Fazit nach 10 Jahren und 35.000km: das Fahren macht immer noch Spaß. Den Verbrauch bekomme ich dank Automatik und den breiten Reifen nicht unter 10 Liter. Es gilt jedes Jahr etwas zu reparieren; aber das gehört nun mal dazu und ist auch nicht problematisch solange die Kosten im Rahmen bleiben. Das Problematische bei diesem Cabriolet der ersten Generation ist die Ersatzteilversorgung über den VAG-Händler. Immer wieder bekomme ich zu hören, daß man dieses oder jenes Teil nicht mehr bekommen kann. Hier macht sich Audi die Sache sehr leicht. Nach 20 Jahren ist die Ersatzteilversorgung einfach nicht mehr garantiert. Hier einige Bespiele: FUBA-Antenne, Antriebswellen, Innenausstattung, Fußmatten und sogar einige Motoren-Anbauteile sind einfach nicht mehr zu bekommen. Es werden zwar einige Teile wieder von der Audi-Tradition aufgelegt; aber die lassen sich die Teile auch fürstlich bezahlen. Mit der Wertentwicklung sah es vor einigen Jahren nicht so gut aus; eher rückläufig. Das hat sich "Gott sei Dank" geändert. Der Trend zeigt jetzt Richtung 9.000€ für mein 89er Cabriolet mit dem 2,3-Liter NG-Motor im originalen und unfallfreien Zustand 2.

     

    In diesem Sinne: allzeit gute Fahrt und viel Spaß mit euren Youngtimern

    Euer Helmut

     

     

    Meine Gummikuh

    Also. Damals hatte ich von Oldtimern noch keine Ahnung und dieses Wort war in meinem damaligen Bekanntenkreis auch nicht wirklich gebräuchlich. Wir hatte alte Mopeds oder vielleicht sogar ein altes oder gebrauchtes Auto. Ich habe mit 16 Jahren eine nagelneue Zündapp KS50 Supersport (goldfarben) bekommen und habe sie täglich für den Schulweg und sonst wo hin gefahren. Ab 18 wollte ich dann aber ein richtiges Motorrad fahren. Doch meine Eltern hatten strickt etwas dagegen; und das nicht ohne Grund. Ich hatte einfach zu viele Unfälle mit dem Moped; teilweise auch richtig heftig mit Krankenhaus und so. Aber irgendwie hatte ich immer einen Schutzengel an meiner Seite. Ich sollte also erst einmal etwas älter und vernünftiger werden und erst einmal Käfer fahren. Das war ein 1302 Halbautomatik mit 50 PS. Ich hätte lieber einen Carman Chia gehabt; aber warum nach den Sternen greifen. Käfer war vollkommen O.K. und solide. An meinem Traum mit dem Motorrad habe ich aber die ganze Zeit festgehalten und auch versucht mir Geld dafür zu sparen. Meine Eltern habe ich immer mal wieder mit meinem Wunsch genervt bis ich die Zusage hatte mit 21 Jahren ein Motorrad fahren zu dürfen.

    Rein zufällig hatte ich mitbekommen, daß Boni seine BMW verkaufen wollte. Die hatte er sich mal neu gekauft und war seinerzeit der Traum aller Jungs hier am Ort. Das war schon was. Die BMW R90/6; die "kleine Schwester" der legendären R90/S. Am 04.09.1981 hab ich den Kaufvertrag unterzeichnet: BMW R90/6 Bj.1975 mit Zylindersturzbügel, Gepäckträger und Koffer. Auf dem Tacho müssen ca. 35.000km gestanden haben und die Beule im Tank habe ich mit gekauft. 3.300,- DM habe ich bar bezahlt und ich hatte endlich mein Motorrad. Und was für eins: 60PS und über 200km/h (liegend). Da kam kaum einer ran...

    Meine R90/6 im Sommer 1983

    Mit diesem Motorrad war ich jetzt immer unterwegs. Nicht nur so zum Spaß. Nein - täglich. Bei Wind und Wetter, Schnee und Regen; dafür gab´s ja Klamotten. Tagsüber zum Studium an der FH-Lübeck, abends zu Freunden und am WE mal schaun was mit Mädchen geht. Disco oder so. Auch längere Touren waren kein Problem. Zu DDR-Zeiten nach Berlin; kein Problem mit der Gummikuh.

    Michi hatte mir in der Zwischenzeit den Tank ausgebeult, neu lackiert und handliniert. Damals habe ich mich herzlich bedankt und ein kleines Geld dafür bezahlt. Lackierung und Linierung ist heute noch TOP und ich wusste diese tolle Arbeit leider erst sehr viel später wertzuschätzen. Ich bin viel gefahren und die BMW war immer zuverlässig. Außer neue Reifen, Ölwechsel und ab und zu mal eine neue Batterie gab es kaum was zu tun. Das Putzen ist allerdings etwas zu kurz gekommen. 1984 hatte ich dann schon 15.000km gefahren und ca. 50.000km auf dem km-Zähler.

    Irgendwann konnte ich auf einer Oldtimer-Messe ein Original-Prospekt erwerben. Hier das Deckblatt und die Preisliste:

    R90/6 ProspektR90/6 Preisliste

    Mein Studium Nachrichtentechnik-Informatik habe ich 1984 abgeschlossen und konnte auch gleich im Juli einen Job in Wedel als Programmierer antreten. Hier in der Umgebung war par tout nix zu finden und ich hatte meine Bewerbungen schon über HH hinaus bis nach Bremen ausgeweitet. Meine erste richtige Anstellung nach Schule und FH; und Geld gab´s auch. Nicht nur das. Ich hatte eine tollen Chef und sehr nette Kollegen; fast alle in meinem Alter (ich war jetzt 26 Jahre alt). Mit Günther habe ich mich besonders angefreundet und wir wurden richtige Kumpels und sind es heute noch. Er fuhr auch gerne Motorrad und hatte die BMW R100RS und auch eine R75/5 an der er immer etwas zu verbessern wusste. Irgendwann, bei einer oder zwei Flaschen Rotwein, reifte der Gedanke mal eine richtig weite Tour mit unseren BMW´s zu machen. Wir waren uns schnell einig. Der südlichste Zipfel von Europa sollte es sein: Gibraltar. 1986 im Mai ging es dann los. Welch ein Abenteuer...

    Wir hatten 3 Wochen Zeit eingeplant und wollten wollten uns auf dem Weg nach Gibraltar noch den einen und anderen Ort anschauen und verweilen. Die Hintour war in etwa folgendermaßen: Hamburg, Köln, Basel, Lyon, Bordeaux, Biarritz, Bilbao, Madrid, Malaga, Gibraltar. Das sind schon mal 3.200km. In Malaga haben wir ein paar Tage gezeltet, uns erholt und sind natürlich auf dem Felsen von Gibralta rumgeklettert.

    Zurück haben wir uns mehr Zeit genommen und sind ohne Autobahn die komplette Mittelmeerküste über Alicante, Valencia, Barcelona durch die Provence bis nach Marseille gefahren. Von dort aus dann um Italien herum nach München, wo wir uns noch Zeit für das Deutsche Museum genommen haben. Bis nach Hamburg zurück auf der BAB war die Rückfahrt mit 3.500km etwas länger.

    Auf nach Gibraltar Waschtag in Malaga

    Beide BMW´s sind prima gelaufen und wir hatten keinerlei Probleme mit der Technik. Meine BMW hatte nach dieser Tour ca. 60.000km auf dem Tacho.

    Die nächsten 3 Jahre verliefen eher unspektakulär; bis zu dem kapitalen Motorschaden im Nov. 1989. Und den hab ich möglicherweise sogar selbst verschuldet. Und das kam so: Ich hatte nach jeder Winter-Standzeit immer Probleme mit einer verklebten Kupplung und habe diese jedes Frühjahr an der Hauswand "freigefahren". Das war natürlich nicht sehr schonend für das Motorrad. Also hab ich mir eine neue Kupplung gekauft und eingebaut. Bei der Gelegenheit hab ich auch die Schwungscheibe mit runtergenommen und wieder richtig aufgeschraubt. Die Fa. Steen hatte die Scheibe mal runter und versetzt wieder aufgeschraubt; warum auch immer. Jedenfalls stimmte die OT-Markierung nicht mehr und es wurde eine neue Markierung nachgekratzt. Bei meiner Reparatur war mir nicht bewusst, daß man die 6 Schrauben der Schwungscheibe auf jeden Fall erneuern muß (Dehnschrauben); und das hat sich bitter gerächt. In Hamburg-Horn hatten sich diese Bolzen gelockert und sind abgeschert. Das gab einen gewaltigen Rums und der Motor hat blockiert. Gleichzeitig hat es Nockenwelle und einen Zylinder mit zerrissen. Das war´s. Kurbelwelle, Nockenwelle, Zylinder im Eimer. Aus die Maus.

    Nach dem Schock habe ich im Frühjahr 1990 beschlossen die BMW komplett zu überarbeiten. Den Motor und das Getriebe habe ich T.Strieder anvertraut. Motor komplett neu aufbauen; soweit es geht mit Gebrauchtteilen. Das Getriebe sollte durchgesehen und neu abgedichtet werden. Um den Rest hab ich mich selbst gekümmert. Im April 1990 hatte ich die BMW total zerlegt und in die Regale sortiert. Den Rahmen hab ich in Hamburg neu füllern und lackieren lassen; sehr gute Arbeit. Alles was n.i.O. war hab ich ausgetauscht oder erneuert. Neue Gummies, Bowdenzüge, Kabelbaum etc. Und dann hab ich auf den Motor gewartet, und gewartet, und gewartet.... Der Typ hat das einfach nicht hingekriegt! Und weil eine drohende Bauratabnahme immer näher rückte (2 Jahre abgemeldet) hab ich mir das fertige Getriebe und den zerlegten Motor im Karton abgeholt. Gab natürlich böse Worte.. Wie auch immer. Helmut Fülscher, ein toller Typ und BMW-Spezi aus Uetersen, hat mir den Motor dann mit neuen und gebrauchten Teilen wieder aufgebaut; und zwar rechtzeitig zum regulären TÜV-Termin. Hat damals alles sehr viel Geld gekostet. Aber es hat sich gelohnt und ich hatte meine BMW fast genau so wieder wie ich sie damals vor 10 Jahren gekauft hatte.

    Neuaufbau 1990Neuaufbau 1991

    Die Jahre gingen in´s Land und ich bin viel gefahren. In 2000 hatte ich weitere 35.000km auf der Uhr und der Tacho zeigte mir eine Laufleistung von ca. 95.000km an. Mir wurde allmählich klar, daß ich meine Gummikuh nie verkaufen würde und mir hier einen tollen Oldtimer erhalten kann. 25 Jahre hatte sie ja nun schon "auf dem Buckel". Fortan wurde immer weniger gefahren; man wird ja auch bequemer und andere Aufgaben haben Vorrang. Dafür wurde dann eben mehr gewartet, gepflegt und geputzt. Mittlerweile sind auch die Krümmer, Querrohr und Sternmuttern neu. Die beiden Endrohre sind immer noch die originalen aus 1975. Ich hab mir mal auf Verdacht 2 neue für 186,-€ gekauft; die liegen aber immer noch warm und trocken auf dem Dachboden.

    Im Mai 2007 war ich der Meinung, daß an solch einem alten Motorrad unbedingt ein Kickstarter gehört; das ist doch irgendwie cool so einen hubraumstarken Boxer einfach anzutreten. Die R90/6 hatte serienmäßig nur den E-Starter; den Kickstarter gab es nur gegen Aufpreis. Ich fand in Hamburg ein Getriebe mit Kickstarter das mir zusagte. Nicht eines der späteren Baujahre; das sah nicht aus. Die hatten angegossene Rippen am Getriebe und das passte überhaupt nicht zu dem sonst glatten Motor der R90/6. Ich hatte ein gutes Getriebe einer R75/5 gefunden und 200,-€ dafür bezahlt. Das Erscheinungsbild war und ist immer noch stimmig. Daneben ein Bild wie ich sie heute fahre: Mit Einzelsitzbank als Eskorten-Maschine. Stand 27.12.2017: 113.122km und immer noch nicht genug!

    KickstarterR90/6 in 2016

    Noch ein kleiner Nachtrag zu den Reifen. Hinten fahre ich immer noch den Metzeler ME77. Das passt. Für vorne konnte ich den ME11 in 2014 nicht mehr bekommen und hab mir nach Empfehlung von Hagemann-Hamburg einen Metzeler Lasertec aufziehen lassen. Das Fischgrätmuster passt nicht wirklich zu meinem Motorrad und der Lasertec ist auch etwas breiter als der ME11 sodaß ich das Schuzblech besser zentrieren musste. Rille sieht einfach besser aus bei meinem Oldtimer. Allerdings hat der Lasertec auch einen entscheidenden Vorteil: Das Vorderrad ist bei höheren Geschindigkeiten deutlich ruhiger geworden und das Bremsen bei nasser Fahrbahn geht auch sicherer.

     

    In diesem Sinne: allzeit gute Fahrt und viel Spaß mit euren Oldtimern

    Euer Helmut

     

     

    Mein kleiner grüner Traktor

    Also das war so. Für unsere Narag-Heizung und den Kaminholzofen haben wir schon immer Holz aus dem Wald geholt und gesägt. Schwere Arbeit aber wir waren ja immer zu dritt mit Papa und Torsten. Um das Holz aus den Wald zu bekommen mussten wir aber immer jemanden bitten mit Trecker und Anhänger zu helfen. Das wurde aber immer schwieriger und auch teurer jemanden zu finden. Warum also nicht selbst einen Trecker kaufen; dann ist man unabhängig. Eine ungefähre Vorstellung was für ein Trecker das sein sollte hatte ich schon. Ich hatte ja auch schon die verschiedensten Typen in Brokstedt gesehen. Ich wollte Holz holen, die Hauskoppel mähen und auch die Kreissäge antreiben. Und klein sollte er sein. Peter hat mir beim Suchen geholfen, aber hier oben im Norden war nicht so das Richtige aufzutreiben. Das waren entweder "Auslaufmodelle", Möhren mit Reparaturstau oder lieblos zusammengekloppter Mist. Also immer mal wieder Augen und Ohren offen gehalten. Dann kam mir so eine Eingebung als wir mal wieder über Früher und unsere Kindheit redeten. Oft genug stand ich bei uns am Tor und freute mich wenn der grüne Trecker vorbeigesaust kam. Man konnte ihn ja schon von weitem hören und ist dann schnell zum Tor gerannt um zu winken. Und man träumte davon selbst mal drauf zu sitzen oder vielleicht mal selbst zu fahren. Das wär was. Der Trecker gehörte Mamerow; seine paar Kühe hatte er hier auf diesem Ende vom Dorf. Wo war der Trecker; gab´s den vielleicht noch? Leider nein. Auch die vielen anderen kleinen Trecker waren verkauft oder verschrottet. Das meiste waren Eicher, einige Deutz und wenig andere wie Hanomag und MAN. Die Kleinbauern sind über die Jahre aus dem Dorfbild verschwunden und die wenigen größeren Bauern hatten bereits neuere, größere und stärkere Trecker im Einsatz.

    Der grüne Trecker war ein 1-Zylinder Deutz. Genau so einen wollte ich jetzt haben und keinen anderen. Ein 15er Deutz luftgekühlt mit Mähbalken und Riemenantrieb; Hydraulik brauchte ich nicht. Ich suchte also einen F1L514 in Zeitschriften und im Internet. Und ich hab einen gefunden der mein Interesse geweckt hatte. In Sonneberg!? Keine Ahnung wo das war! Jedem Eisenbahnbesitzer wäre Sonneberg geläufig gewesen; mir nicht. In Sonneberg nahe Coburg steht die Fabrik die die fazinierenden Märklin Spielzeugeisenbahnen baut. Also am WE nix wie hin und einmal anschauen. Geld für eine Anzahlung hatte ich mitgenommen. Da stand er nun. Grün in (fast) neuer Farbe mit Mähwerk und lies sich starten und bewegen. Der damalige Bauer war in die Jahre gekommen und brauchte ihn nicht mehr und jetzt stand er in einer Zimmerei und wurde für kleine Transporte und den jährlichen Festumzug genutzt; also eigentlich viel zu wenig. 3100,-€ sollte er kosten. Wir haben uns auf 2700,-€ geeinigt und ich hab 500,-€ angezahlt. Gleich am nächsten Wochenende hat Gunther mir mit seinem Transporter und einem geliehenen Trailer geholfen den Deutz noch oben zu holen. Das waren dann noch mal 2x600km und 350,-€ für Trailer, Hotel und Diesel. Am 25.03.2006 stand mein Deutz endlich bei mir zu hause und ich war glücklich!

     Deutz in SonnebergDeutz auf dem Heimweg

    Als erstes mal zur Zulassungsstelle und ummelden; angemeldet war er ja noch und er hatte auch noch TÜV. Ich hatte den Original Brief, Fahrzeugschein und den Kaufvertrag mit dabei und mir war auch klar, daß ich bei der Ummeldung einen neuen Fahrzeugbrief bekommen würde. Den originalen Brief wollte ich nicht hergeben sondern so wie er war als Zeitdukument behalten. Die Zulassungsstelle hat sich aber stur gestellt und wollte den alten Brief unbedingt sehen, haben und zerschneiden. Diese Idioten. Mit dem Chef der Zulassungsbehörde konnte ich mich letztendlich darauf einigen, das der alte Brief nur ungültig gestempelt wurde. Damit konnte ich leben. Ein grünes Nummernschild wollte ich nicht. Damit hätte ich den Überrollbügel nicht abbauen dürfen. Auch die Besteuerung war mir bis dahin nicht klar. Steuerbefreit mit grünem Nummernschild war ja nicht schlecht. Mit einem "normalen" Zulassung wird ein Traktor aber nach Gewicht besteuert; und da hatte ich ja einen Vorteil. Der 15er Deutz wiegt ja nur 1320kg und das macht dann ca. 112,-€ Steuern im Jahr bei einem zGG von 1900kg. Mit der Versicherung war es ähnlich kompliziert. Die Itzehoer hatte nur Tarife zu "Mondpreisen". Hier hab ich mich dann für die Züricher entschieden, die mir eine passende Oldtimerversicherung für 36,-€ im Jahr angeboten hatte.

    Jetzt erst habe ich mich so richtig mit dem Deutz beschäftigt. D.h.: Dokumentation besorgen und studieren. Kriegt man über´s Internet; teilweise auch als Download verfügbar. Anbieter für Ersatzteile gibt es auch noch mehrere und in Sachen Verfügbarkeit sieht das auch ganz gut aus. Der 15er Deutz ist ja auch in relativ hoher Stückzahl verkauft worden. Werbeprospekte und ein Emailleschild hab ich mir auch besorgt. Das macht die Sache rund.Deutz Prospekt 1Deutz Prospekt 3Deutz Prospekt 2Deutz Prospekt 4

    Einige Kleinigkeiten gab es noch zu tun, zu überprüfen und auszuprobieren obwohl der Deutz in einem wirklich guten Zustand war. Die Lenkung, bei diesem Deutz ein Schwachpunkt, hatte wenig Spiel oder "Ackerluft" wie man sagt. Auf den Pedalen waren "K" für Kupplung und "B" für Bremse noch gut zu sehen. Das heist im Klartext, daß der Traktor nicht wirklich viel gearbeitet hatte und auch nicht sehr hart "rangenommen" wurde. Das Anspringen ging aber nicht wirklich gut. Ich musste auch schon mal mit Startpilot nachhelfen. Mir kamen jetzt ernsthafte Bedenken, ob nicht das der wirkliche Grund für den Verkauf gewesen ist. Beide Male beim Verkäufer war der Deutz schon auf Betriebstemperatur wenn wir ihn angelassen haben. Aber dazu später noch...

    Ich hab das Motoröl SAE20W20 gewechselt. Dafür hab ich mir auch extra ein 20-Liter Gebinde von diesem nicht legierten Einbereichsöl besorgt; kann man immer mal gebrauchen. Getriebeöl SAE80W90 hab ich gewechselt sowie den Dieselfilter erneuert als auch den Ölbad-Luftfilter gereinigt. Und natürlich den Trecker komplett abgeschmiert. Einige Nippel waren leider überlackiert; aber dagegen kann man ja was machen. Der Blinker-Schalter war nicht i.O., ging aber zu reparieren, und die 7-polige Steckdose für den Anhänger hab ich erneuert. Anders sah es mit mit der Riemenscheibe aus. Nachdem ich herausgefunden hatte wie man diese dazu schaltet, hörte man auch schon Geräusche: Lagergeräusche. Das muste ich mir genauer ansehen und hab diese dann gleich im Mai 2006 vom Getriebe abgebaut und auf der Werkbank zerlegt. Hier hat Deutz schlecht konstruiert. Sämtlicher Abrieb aus dem Getriebe sammelt sich im angeflanschten Tunnel und somit auch in den beiden Lagern und kommt da auch von alleine nicht wieder raus. Ich hab beide Lager erneuert und gleich welche mit Abdeckung genommen und nach dem Zusammenbau alles schön mit RAL6002 (Laubgrün) angemalt.

    Deutz Riemenscheibe 1Deutz Riemenscheibe 2

    Das Mähwerk hab ich mir auch vorgenommen. Erstens weil bei dem Kraftheber ein Bolzen abgerissen war und der Rest vom Bolzen noch im Gewinde steckte und weil es zweitens beim Lackieren vom Vorbesitzer nicht mitgemacht wurde. Technisch keine Herrausforderung; hat nur ein bischen mehr Zeit gebraucht um das Mähwerk generalüberholt wieder anzubauen. Anbei ein paar Bilder zu den beiden Reparaturen.

    Deutz Mähwerk 1Deutz Mähwerk 2

    Mein Deutz war jetzt einsatzbereit und hat fleißig beim Aufräumen in unserem neuen NER (Naturerlebnisraum) geholfen. Treckerfahren macht einfach nur Spaß; dachte ich. Auf dem Heimweg schlugen auf einmal Funken aus der Motorhaube. Der Schreck war groß, aber das konnte ja nur Elektrik sein. Zu Hause hab ich mir das dann sofort angeschaut. Was soll ich sagen: das dicke Plus-Kabel das zum Anlasser geht war fast komplett durchgescheuert und war an Masse gekommen. Deshalb die starken Funken. Ich hab mir passende neue Schutztüllen besorgt und ein neues Plus-Kabel mit neuen Polschuhen verpresst. Und was soll ich sagen: jetzt sprang mein Deutz auch wieder richtig gut an. Im nachhinein wurde mir die Sache dann auch klar. Das Kabel war fast durchgescheuert und mit diesem geringeren Querschnitt hat der Anlasser nicht genug Strom bekommen und hat einfach zu langsam gedreht. Alles klar. Der Verkäufer hatte wohl auf Zylinder und Kompression getippt, die teure Reparatur gescheut und lieber verkauft ohne das Startproblem auch nur ein einziges mal anzusprechen. Solche Typen gibt es leider viel zu oft. Aber Schwamm drüber. In diesem Fall war ich der Gewinner!

    Seit 2006 sind wir nun jeden Winter mit dem Deutz im Wald gewesen und haben unser Holz geholt. Für das Stockholz habe ich die Kreissäge rausgeholt und mit der Riemenscheibe vom Deutz angetrieben. Dafür muss zwar das komplette Mähwerk abgelegt werden aber das Sägen selbst geht prima. Im Sommer 2007 hab ich das erste Mal meine Hauskoppel mit dem Mähbalken gemäht. Keine Ahnung von nix aber ich hab das gut hinbekommen. Was soll ich sagen. Nach dieser Aktion war ich dreckig und staubig aber ich hab mich gefühlt wie ein König. Vielleicht kann ja der eine oder andere von euch dieses herrliche Gefühl nachempfinden. Im Winter 2009 hatten wir noch Schnee hier oben und wir haben die Schlitten der Kinder an den Deutz gehängt. War ein Riesenspaß für alle mit den 3 Schlitten durch die kleinen Schneewehen zu toben. Und dann helfen wir noch jedes Jahr im Frühjahr beim Dorfputz. Mit mehreren Traktoren fahren wir unsere Gemeindestraßen ab und sammeln den Müll ein, den Unbelehrbare während der Fahrt aus ihren Autos geworfen haben. Man glaubt ja nicht was man da alles findet und für ein paar Wochen sehen die Straßenränder immerhin wieder sauber aus...

    Deutz mit SägeDeutz beim Wombeln

    Nach nun über 10 Jahren mit meinem 15er Deutz kann ich nur Gutes berichten. Er läßt mich nie im Stich und läuft und läuft und läuft... Er hat zwar nur 15PS aber dafür eine sehr große Schwungmasse für den einen Zylinder. Zusammen mit dem starken Getriebe fährt der die Wand hoch! Sparsam ist er auch. Ich brauche ca. 1 Liter Diesel pro Stunde. Eigentlich müßte ich den Tank ständig abschöpfen wenn er im Leerlauf tuckert. Der Klang des 1-Zylinders mit 1330cm³ bei niedriger Drehzahl ist Musik für meine Ohren. Ich freue mich jedes mal auf´s Neue wenn ich ihn anlasse.

    Noch ein kleiner Nachtrag zu den laufenden Kosten: fast zu vernachlässigen! Außer ab und zu mal einen Öl- und Filterwechsel gab es nur Kleinigkeiten zu reparieren. Im Dezember 2008 ist mir während der Fahrt der Auspuff abgefallen; durchgerostet. Den konnte ich für 120,- neu kaufen. Im Februar 2013 ist mir im Wald die Einspritzleitung gerissen. Da ging garnichts mehr. Ich stand da mitten auf dem Waldweg mit einem vollen Hänger Holz. Es war ein Ermüdungsbruch durch Vibration. Mit einer provisorischen Einspritzleitung und mühsamer Entlüftung der Einspritzanlage ging´s dann endlich nach einigen Stunden nach Hause, wo ich dann Tage später eine neue Leitung für 20,-€ eingebaut habe. Dann war mir noch wegen Dusseligkeit die Raspeschraube vom Mähwerk abgerissen und die Hupe ging 2016 nicht mehr. Hier war ich aber unter Zeitdruck weil ich schon einen Termin mit dem TÜV hatte und hab mir kurzerhand gebrauchten Ersatz besorgt. Sogar die Hupe bei meinem Deutz ist ein kleiner technischer Leckerbissen. Elektromechanik zum Anfassen und reparierbar. Das mach ich dann irgendwann einmal wenn ich Zeit finde.

     

    In diesem Sinne: allzeit gute Fahrt und viel Spaß mit euren Oldtimern

    Euer Helmut

     

     

    Meine Max 

    Zeit mal wieder ein neues Projekt zu starten. Die Kollegen fahren verschiedene NSU-Fahrzeuge und ich nur Quickly!? Nichts gegen Quickly, im Gegenteil! Macht irre Spaß; aber mit den Autos kann sie bei einer Ausfahrt nun mal nicht mithalten. Ich bin nicht so der Autonarr aber Zweiräder sind mein Steckenpferd. Also: ein Motorrad muß her. Ich hatte eine OSL und eine Max im Fokus und hab immer mal wieder geschaut und geträumt... Diese Jahr wurde es dann doch konkreter. Ich habe mir im Umkreis von 100km eine OSL 251 und eine Spezial-Max angeschaut, Fotos gemacht, mit den Verkäufern ausführlich alles unter die Lupe genommen und über den Preis verhandelt. Beide Maschinen waren im guten Originalzustand und unrestauriert. Die OSL fand ich etwas kultiger, aber der Verkäufer hat sie nicht zum Laufen gebracht!? Bei der Max war das schon anders. Die Max haben wir durch die Haustür rausgeschoben und erst einmal bei Tageslicht betrachtet. Benzinhahn auf, tupfen, starten und läuft. Absolut ruhig im Leerlauf! Probefahrt war nicht möglich, aber ein bischen auf dem Hof hin- und herkurven ging schon. Ich hatte noch nie auf einer Max gesessen. Aber das Ding paßte; äußerst bequem. Schaltung und Bremsen i.O. Nach einer Abschlußinspektion habe ich mich mit einem Preisvorschlag verabschiedet. Erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Am nächsten Tag habe ich sie dann mit Dirk seinem Sprinter abgeholt und sie gehörte mir. Eine OSB 251 Spezial-Max Bj. 1955. Das war am 05. April 2014.

     

                    

     

    Bestandsaufnahme:

    Schwimmer läuft über, Bremslicht geht nicht, Standlicht auch nicht, Reifen müssen neu. Das wär´s dachte ich.

    Also, frisch an´s Werk. Vergaser gereinigt, Bremslichtschalter repariert, Rücklichtlampe gelötet. Nanu: vorne ist ein 18"-Reifen drauf. Macht nicht´s. Laß ich halt vom TÜV bei der Vollabnahme eintragen. Auspuff ist auch nicht original, sieht aber gut aus und ist leise; wird sicher kein Problem...

     

    Erste Ernüchterung:

     

    Die Ladekontrollanzeige geht nicht aus und im Ölbehälter fehlt der Peilstab. Es folgten nun die ersten Bestellungen: Zünkerze, Öldeckel, Gummiplatte-Rücklicht und ein neues Lenkradschloß.

     

    Weitere Ernüchterung:

    Die Verkabelung ist ein einziges Gemurkse: Lüsterklemme zwischen Motor und Kabelbaum und im Lampengehäuse finde ich das totale Chaos; ein Wunder, das da überhaupt was funktioniert hat!

    Na dann, frisch an´s Werk:

    1.) Regler ausgebaut und Kontakte abgezogen. 2.) Überflüssige Kabel im Lampengehäuse entfernt. 3.) Standlicht angeschlossen 4.) Lenkradschloß ausgebohrt; kann allerdings nicht mit Feder eingebaut werden (Zylinder zu lang - Motzke) 5.) Hinterrad mußte ich mit dem Gummihammer rausprügeln; war auf den Noppen festgegammelt. Ich dachte zuerst ich habe da irgeneinen Bolzen vergessen weil sich das Rad überhaupt nicht gerührt hat. Ging dann aber doch; mit roher Gewalt 6.) Reifen und Schläuche im Internet bestellt und bei Stüdemann (HH) für sagenhafte 95,-€ montieren lassen. Das ist richtige Abzocke!!! 95,- reine Montagekosten ohne Material; ein stolzes Lehrgeld... 7.) Termin mit TÜV für Gründonnerstag vereinbart und vorher noch ein Kurzzeitkennzeichen (über Ostern!) in Bergedorf holen. Pustekuchen! Kurzzeitkennzeichen bekomme ich nur in "meiner" Zulassungsstelle; also Lanken. Was für ein Quatsch! 8.) kurz gesagt: der TÜV sagt nein! 18"-Vorderrad (von der Maxi) gehört da nicht rein und wird auch nicht eingetragen. Auspuff sowieso nicht. Ist nicht Original; gibts nicht. Basta.

     

    falscher Max-Auspuff gebauchter Auspuff Auspuff nach phosphatieren

    Wenn dem so ist darf man einfach den Kopf nicht hängen lassen sondern muß jetzt am Ball bleiben; sonst wird das nichts. Aber erst einmal über Ostern ein bischen Probefahren und testen. Denkste: Plattfuß hinten. Was für ein Scheiß..... Da hat Stüdemann es doch tatsächlich geschaft für die 95,- auch noch den Schlauch vom HR so schlecht zu montieren, daß mir glatt das Ventil abgerissen ist. Wollten die dann auf Kulanz machen; denkste! Stüdemann: "Das ist ja ein Conti-Schlauch. Darauf geben wir keine Garantie. Wir nehmen nur Metzeler. Bitte direkt an Conti wenden!" Und noch mal 35,- bei Stüdemann für Schlauch und Montage abgedrückt. Unglaublich. Ich hab dann aber immerhin das Geld für den Schlauch vom ebay-Händler zurückbekommen. Ein kleiner Trost.

     

    Stüdemann hat Scheiße gebaut Lenkradschloß ausgebohrt Kabelbaum

    Tief Luft holen und "In der Ruhe liegt die Kraft!"

    Lima: die Ladekontrollleuchte geht immer noch nicht aus. Nachdem die die Lima dann neu polarisiert habe flackert sie  nun noch ein klein wenig. D.h.: Lima i.O. (mußte nur nach langer Standzeit ein kleines Rest-Magnetfeld aufgebaut werden) und der mechanische Regler arbeitet etwas; aber eben nicht 100%ig. Ich habe mir dann einen elektronischen Regler gekauft, den ich dann einbauen werde, wenn ich mit dem Gröbsten durch bin. Vorderrad: Team-Intern war kein 19"-Vorderrad zu bekommen. Über ebaykleinanzeigen habe ich eines gefunden und für 200,- gekauft: Alufelge mit Nabe ohne Bremsankerplatte. Die hab ich dann bei ebay noch für 40,- bekommen. Derweil ich auf das Vorderrad gewartet habe, habe ich mich noch mal um die Elektrik gekümmert und mich für einen neuen Kabelbaum entschieden. Hierzu kann man sagen: hätte ich man lieber nicht über ebay kaufen sollen. Totaler Mist, den man allerdings erst beim Einbauen merkt. Der Mantel vom Kabelbaum ist viel zu groß und fast alle Schrumpfschläuche sind wieder abgerutscht. Die Durchführung durch hintere Schutzbllech geht garnicht und die Verlegung im Schutzblech war fast nicht möglich. Ende vom Lied: es funktioniert alles und das Licht läßt sich auch wieder so schalten, wie es sich gehört (Standlicht ohne Schlüssel). Durch meine Reklamation habe ich sogar das Geld für den Kabelbaum wieder bekommen. Weiter mit dem Schwimmerventil. Hier hab ich die Schwimmernadel incl. Führung entrostet und neu eigeschliffen. Das ging ganz gut. Einen gebrauchten Auspuff für die Abnahme habe ich auch gefunden und noch weitere Kleinigkeiten abgehakt: neuen Partner für Reifenmontage gefunden, Scheinwerferglas gereinigt, Haltefeder für den Mittelständer repariert und ein Ölwechsel mit SAE W20 Einbereichsöl. Dabei habe ich dann gesehen, daß ich a.) keinen Papierfilter für die Spezial brauche und b.) das ein Öldruckschlauch ausgetausch werden muß (undicht!). Ach ja: Da ich das Vorderrad sowieso neu aufbauen wollte und mir der Bowdenzug nicht mehr zusagte habe ich mir gan gleich einen kompletten Satz Bowdenzüge besorgt; aber dazu später.

     

    Kabelgemurkse in Lampengehäuse Alter Kabelbaum mit Lüsterklemme neuer Kabelbaum

    Für das Vorderrad hab ich mir neue Lager etc. bei Motzke bestellt. Es empfiehlt sich gleich geschlossene Lager einzusetzen; dann hat man mit der Lagerschmierung kein Problem mehr. Die brauchbaren Teile wie Beläge, Federn, Bremsschlüssel etc. habe ich aus meiner 2ten Nabe genommen. Bremshebel, Steckachse wollte ich dann von dem 18" Maxi-Rad nehmen. Denkste: es ist schier unglaublich. Von dem Maxi-Vorderrad paßt absolut nichts für das Max-Vorderrad. Kleinerer Bremshebel, dünnere Steckachse (und dazu dann auch Buchsen in den Schwinghebeln). Ich weis nicht was NSU sich dabei gedacht hat!? Also wieder auf Einkaufstour. Nebenbei hab ich mir eine neue Schwimmernadel und einen Gummischutz für den Bremslichtschalter besorgt. Die Abdeckplatte für das Lenkradschloß paßte allerdings nicht: Stift zu klein und das "Ohr" stößt beim Einlenken gegen den Tank. Steckachse und Bremshebel hab ich bei ebay gefunden; hätte ich man lieber nicht machen sollen... 1.) Verzahnung Bremshebel mit Verzahnung Bremsschlüssel hatte zuviel Spiel und 2.) ich hab zwar eine schöne Steckachse für die Max bekommen; allerdings vom Hinterrad; und das ist länger (noch 'son Ding von NSU). Die Steckachse konnte ich noch kürzen und phosphatieren. Den Bremshebel und -schlüssel hab ich dann später doch neu kaufen müssen... Wie heist das so schön: "Wer billig kauft, kauft 2 mal". Aber dennoch. Das 19"-Vorderrad ist endlich drin, dreht leicht und bremst. Hurra! Allerdings sieht der Seilzug nicht gut aus: 1-2 mal geknickt und mit einem Nippel geklemmt. Der Zug muss neu; wenn schon denn schon. Hier gab es einen vielversprechenden und kompletten Satz bei Motoradmeistermilz; hätte ich man lieber nicht nehmen sollen. Es war par tout nicht ersichtlich, welcher Bowdenzug wo hingehört weil a.) meine Max wohl irgenwelche Bowdenzüge (vielleicht sogar Maxi?) incl. falscher Stellschrauben drin hatte und b.) Motoradmeistermilz die Bowdenzüge nicht gekennzeichnet hat. Ich hab dann da mal nachgefragt und um Hilfe bei der Identifizierung gebeten. Kaum zu glauben aber die sind sogar noch patzig geworden und meinten allen Ernstes es wäre zu viel Aufwand diese 5 Züge einzeln zu kennzeichnen. Wirklich unglaublich! Aber nicht desto trotz hab ich die Züge mit viel probieren doch eingebaut bekommen und mir siegessicher den 2. Termin beim TÜV geholt: 16.06.2014

     

    Maxi-Vorderrad darf nicht sein neues Vorderrad in Arbeit Max auf Trailer

    Weil ich dieses mal keinen Bock auf diese "Kurzzeitkennzeichenarie" hatte habe ich mir einen Motorad-Ständer gekauft und mir den Anhänger von Dirk geliehen. Die Vorstellung hat eigentlich ganz reibungslos geklappt aber wie das immer so ist: die Vorderradbremse wollte nicht mehr so richtig. Der Bremshebel war ein Zahn übergesprungen und der Weg für den Bremsgriff wurde zu lang. Damit war der TÜV nicht einverstanden; und ich selbst auch nicht. Das Gröbste aber war geschafft. Ich habe erst einmal 130,-€ bezahlt und eine Nachprüfung "aufgebrummt" bekommen. Diesmal bin ich aber ganz auf Nummer sicher gegangen, habe nochmals tief in´s Portemonais gegriffen und mir bei Motzke alle relevanten Teile neu bestellt: Bremsschlüssel, Bremshebel, Stellschraube, Beläge, Lagerung Bremsanker, etc... Allerdings hatte Motzke dieses mal Lieferschwierigkeiten, so dass ich einige Wochen auf die Teile warten musste. Aber es hat sich gelohnt. Nachdem alles eingebaut war bremste das Vorderrad so wie es sollte; ich habe das Vorderrad auf der Testfahrt sogar zum Blockieren gebracht.

    Die Nachprüfung war am 15.07.2014. Herr Müller vom TÜV-Nord war sogar so nett und ist zu mir nach Hause gekommen. Einmal bremsen und die Nachprüfung war bestanden. Die entsprechenden Papiere hat er mir sogar am Gartentisch ausgedruckt und ausgehändigt. Das war echt cool. Toller Typ der Herr Müller: kompetent, freundlich und korrekt. Leider wird er im nächsten Jahr in Ruhestand gehen. Wie dem auch sei: ein herrlicher Tag. Die 60,-€ für die Nachprüfung taten dann auch nicht so richtig weh...

    Gleich am nächsten Tag bin ich dann mit meinen kompletten Unterlagen zur Zulassungsstelle gefahren. Mit dem Nummernschild hatte ich irgendwie Startschwierigkeiten. Entweder der "Schilderpfiffi" wollte oder konnte mich nicht verstehen. 4 Zeichen auf ein schmaleres Schild geht nicht; basta. Und, das versteh ich auch nicht: kostet 9,-€ statt 5,-€ die ich für das Kurzzeitkennzeichen gezahlt hatte; trotz gleichem Aufwand und Anzahl der Ziffern !? Ich hatte schon Bedenken, daß hier der Wurm drin ist und ich mit der Anmeldung scheitere. Aber nein, alles war i.O. und lief glatt. Gott sei Dank! Das einzige worüber ich mich mehr als gewundert habe war der Umgang mit dem holländischen Originalbrief. Die gute Frau hat den regelrecht "vergewaltigt". Unglaublich: abgeschnitten, beschrieben, bestempelt, zusammengefaltet und zusammengetackert. Der Wahnsinn! Und zu guter letzt muss der arme Brief jetzt noch 6 Monate bei denen im Keller liegen, bis ich ihn haben kann. Mit dem Nummernschild bin ich dann gleich noch zur Versicherung gefahren und hab dort alles klar gemacht. Das wars. Ich bin überglücklich!

    Resümee:

    - Das ganze Projekt, also von Kauf bis zur Zulassung hat gut 3 Monate gedauert. Die Ausgaben hab ich noch nicht addiert

    - man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Immer am Ball bleiben; und zwar mit Geduld und Ruhe

    - einen Schritt nach dem Anderen und nicht den Mut verlieren

    - bei jedem Rückschlag lernt man auch etwas dazu; man muß es bloß erkennen

    - viele wollen am Oldtimer-Martkt verdienen und neue Anbieter wachsen wie Pilze aus dem Boden: zuviel Mist!

     

    Meine Max Meine Max

     

    Die erste offizielle Ausfahrt war dann am 17.07.2014 zu den NSU-Kollegen in Möhnsen. Achim war zu Haus.

    Die nächsten Verbesserungen sind auch schon geplant, aber erst nächstes Jahr dran: Tachowelle fixieren, Reflektor muß neu oder neu vercromt werden und der elektronische Regler soll eingebaut werden.

     

    Update 22.12.2017

     

    22.12.2017. Ich dachte mir: Zeit für ein Update nach nunmehr 3 Jahren mit meiner Max.

    - Max läuft gut und ich war 2015 mit der Max auf einigen Oldtimer-Veranstaltungen hier im Norden.

    - 2016 hab ich mich richtig getraut. Ich wollte auf eigener Achse zum Internationalen NSU-Treffen in Holland-Zwartemeer. Und ich hab´s getan. Die Max lief prima und ohne Probleme hin; das waren immerhin ca. 300km die mit einem Schnitt von 90 km/h gefahren bin. Das einzige was richtig genervt hat waren die LKWs, die mich auf der BAB überholen mussten. Das Treffen war schön und naß; einige Zelte sind regelrecht abgesoffen. Die Rückfahrt lief zunächst auch trocken und problemlos; bis Bremen... Da ging die Max in die Knie. Benzin und Zündung O.K. aber 0 Kompression. So ein Mist. Ich hab mir die schlimmsten Schäden vorgestellt. Ventil ab, Loch im Kolben, was auch immer. Half also nichts. Bis zur nächsten Ausfahrt waren es ca. 500 Meter; also schieben und einen netten Menschen finden bei dem ich die Max bis zum nächsten Tag unterstellen kann um sie dann mit dem Trailer abzuholen. 2 nette NSU Freunde von unserem NSU-Team Möhnsen haben mich noch mit Warnblinklicht beim Schieben begleitet; die "Bullen" aber allerdings auch. Nach einer Standpauke hab ich sie aber überzeugen können, das ich die restlichen 150m dann auch noch schieben möchte und dann ihre Hilfe nicht mehr benötige. Ende der Geschichte: Meine Max hat bei einem netten älteren Herrn übernachtet (der wollte schon immer mal eine Max haben !?) Stephan und ich haben sie am nächsten Tag nach Hause geholt. Und was soll ich sagen. Zu Hause wollte ich Stephan noch mal zeigen wo das Problem bei der Max ist und die springt nach 1-3 mal treten an !???. Kaum zu glauben. Die Feder vom Dekompressionsventil war zu schwach und das Dekompressionsventil hatte sich durch die Vibrationen während der Fahrt selbständig gemacht. Unglaublich. Ich hab mich vielleicht verarscht gefühlt; war aber trotzdem irgendwie erleichtert.

    - Meine Max kleckert immer wieder mit Öl. Kommt durch die Gehäuseentlüftung. Auf dem NSU-Treffen hab ich mit einigen Max-Fahrern gesprochen: Von "Kenn ich nicht" bis "Das ist normal" war jede Meinung vertreten. Ich hab mich entschlossen den Motor von Rolf Stricker, einem sehr guten NSU-Spezialisten, überholen zu lassen. Ernüchternde Bestandsaufnahme: der Motor ist nach ca. 35.000km Laufleistung "ausgelutscht". Läuft zwar passabel aber Kolben, Zylinder, Ventile und sogar die Kurbelwelle (Pleuellager) mussten gemacht werden. Also alles neu. Im März 2017 hab ich sie dann wieder abgeholt und hab sie dann (diesmal auf dem Trailer) zusammen mit Frau, Tochter und Hund mit nach Waging am See zum Internationalen NSU-Treffen 2017 mitgenommen. Ein super Treffen und bestes Wetter um bei der gemeinsamen Ausfahrt einmal mit der Max um den See zu knattern. Unvergesslich!

     

    Update 11.06.2020

     

    Rolf hatte mir 2017 empfohlen ich sollte unbedingt die vorderne Federbeine überholen. Da dämpfte schon von Anfang an rein garnichts und die Max fuhr sich über Kopfsteinpflaster wie ein tollkühnes Känguru. 2019 bin ich wenig gefahren aber in 2020 hab ich jetzt endlich die Federbeine in Angriff genommen obwohl ich mich da garnicht so recht rantrauen wollte.

    Meine größte Sorge war, das die Gewinde der oberen Federbeinlager festgegammelt sind. Ich wollte auch nicht die Federbeine irgendwie "rausopperieren" und dann erst anfangen nach passenden Ersatzteilen für die richtigen Dämpfer zu suchen. Damit hätte die Max sicher für einige Wochen unbeweglich irgendwo im Weg rumgestanden.

    Eher zufällig habe ich bei ebay-kleinanzeigen überholte Federbeineinsätze für Lux/Max gefunden. Das war ein Inserat für einen Kollegen mit dem ich auch noch telefonieren konnte. Seine Tips zum Ausbau waren aber eher abenteuerlich und bevor ich dann überhaupt ja sagen konnte waren die dann auch schon an jemanden anderen verkauft. Pech gehabt. Aber ich hab noch ein Paar gefunden, allerdings für 320,-€. Dafür aber auch komplett überholt und fast wie neu in Funktion und Aussehen. Spezialwerkzeug brauchte ich auch. Das von Stemler hat mich total enttäuscht und musste noch verbessert werden. 2 Zapfen von 4 mussten entfernt werden. So einfach wie das ging, so einfach und schnell waren die restlichen beiden dann auch verbogen und unbrauchbar: also Schrott. Ich hab mir ein neues Oberteil aus Werkzeugstahl drehen und aufschweißen lassen. Das war bedeutend besser.

    Neue Federbeine und Werkzeug Schrott-Werkzeug von Stemler

    Werkzeug verbessert Spülung mit Oxcal-Säure

    Jetzt wollte ich vorher noch den möglichen inneren Rost beseitigen. Mit meinem Auspuff hatte ich ja bereits sehr gute Erfahrungen mit Oxal-Säure gemacht. Hab ich hier also auch benutzt und 5 Liter durch beide Gabelholme gespühlt. Von unten war das nicht ganz so einfach, aber ich wollte die Gabel ja nicht ausbauen. Also "duschen" und über Nacht einwirken lassen. Am nächste Tag war es dann so weit. Noch einmal genau überlegen und das Werkzeug so präzise wie möglich aufsetzen und aufpassen, das das Werkzeug nicht abrutscht oder verkantet. Mit Wagenheber, Spanngurt, Holzplättchen und einer großen Verlängerung hat es dann auch geklappt. Man war ich froh als ich beide gelöst hatte. Trotz Werkzeugstahl sind auch diese Zapfen leicht verbogen. Also: diese Konstruktion von NSU ist wirklich nicht der Hit!. Später gab es die oberen Teller dann auch für 4 Zapfen; das war immerhin etwas besser.

    Ausbau mit Hilfswerkzeug Ausgebautes Federbein mit Werkzeug

    Der Einbau der neuen Federbeine war nun überhaupt kein Problem mehr. Die anschließende Probefahrt hat dann auch diesen komplizierten Einsatz gerechtfertigt: "Känguru-Mode" komplett eliminiert. Hurra !

     

    Noch eine Aktion im Juni 2020: Zündung

    Es gibt doch immer wieder was neues. Es ist einfach nicht zu glauben...

    Wir haben unsere Quickly-Tour Ende Mai nochmals abgefahren und ich hab einfach mal die Max genommen; war ja nur zur Probe...

    Ich tucker also mit 40 km/h den beiden Quicklys hinterher und fühle mich eigentlich ganz komfortabel dabei bis, ja bis die ersten Zündaussetzer kamen. In Schipphorst hab ich sie noch wieder anbekommen; das war nach ca. 12 km. In Labenz ging dann gar nichts mehr. Was für ein Mist. Mir war sofort klar, das es mit Temperatur und mangelnder Kühlung zu tun hatte: Zündaussetzer, Zündspule defekt?

    Nach Zündkerzenkontrolle und einer Zigarettenlänge Abkühlphase hab ich die Max dann, wenn auch stotternd, wieder in Gange bekommen. Also nix wie nach hause und erst einmal weggestellt. Ich hab dann ein bischen im Internet Fehlersuche betrieben; hätte ich mir auch schenken können. Da steht leider viel zu oft verwirrender "Blödsinn" drin. Die einzig vernünftige Quelle für solche elektrischen Fehler ist und bleibt "Der Kupferwurm" von Carl Hertweck. Da steht auch drin was ich wissen wollte: der Übeltäter für diese schleichenden, temperturabhängigen Zündaussetzer ist fast immer der Kondensator. Dieser unterliegt einem Alterungsprozess und ist dann auch irgenwann mal fällig. Das heist er bekommt einen merklichen Übergangswiderstand an dem Spannung abfällt die der Zünkerze für den Funken fehlt.

    Ich hab mir dann auch gleich Kondensator und Zündspule bestellt; diesmal allerdings bei NSU-Hammel weil man da die Zünspule nicht im Austausch kaufen muss (beides zusammen mit Versand 80,-€). Am Freitag waren die Teile schon da und am Samstag den 06.06.2020 hab ich diese auch eingebaut. Hier gab es denn die nächste Überraschung: die eine Seite der Zündspule war nicht fertgeschraubt (Schraube zu lang!?) und der Kondensatur war schon mal am Boden gelötet oder aus einem alten Käfermotor oder was weis ich. Unglaublich -> siehe Foto.

    Max Zündung Max Zündung Max Zündung

    Die ganze Aktion hat nicht lange gedauert weil man den Generator nicht abbauen muss. Den alten Kondensator bekommt man auch so mit Leichtigkeit aus der Grundplatte gezogen. Ca. 2 Stunden hab ich gebraucht und die Max lief wieder. Und was soll ich sagen: solch einen sauberen und ruhigen Lauf im Standgas hatte ich bis jetzt noch nie. Neue Kerze hab ich auch gleich spendiert. Hier hab ich mich an die Empfehlungen aus dem Netz gehalten und eine Bosch W5AC (vorher W4AC) eingesetzt.

     

    Drum merke: Mit Motorrad meint man Max!

      

    euer Helmut Lembke

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